Programm 2023

Robert ist 19 Jahre alt und gerade als Arbeitsmigrant nach Norwegen gezogen. In einer Fischfabrik will er das Geld verdienen, das seine Mutter so dringend braucht. Dass er schwul ist, verbirgt er vor seinen Kolleg*innen, aus Angst vor deren Reaktion und auf Grund der schlechten Erfahrungen, die er in Polen gemacht hat. Doch dann verliebt er sich in Ivar, den Adoptivsohn des Fabrikbesitzers, der offen schwul ist und auch als Drag Queen auftritt. Gleichzeitig kommt es zum Arbeitskampf in der Fischfabrik – wegen der viele Verstöße gegen den Arbeitsschutz beschließen die Arbeiter*innen, sich gewerkschaftlich zu organisieren und zu streiken. Am Ende muss Robert entscheiden, ob er Teil des ausbeuterischen Systems werden oder zu seiner Liebe zu Ivar stehen will.

Die Dokumentation begleitet zwei intergeschlechtliche Personen bei der Suche nach sich selbst. Sharon-Rose (sie/ihr) hat früher an Schönheitswettbewerben teilgenommen und arbeitet mittlerweile als Managerin in einem Pharmazeutikunternehmen. Sie hat erst als Erwachsene erfahren, dass sie XY-Chromosomen hat und deswegen keine biologischen Kinder bekommen kann, was bei ihr zu einer Identitätskrise führt. Dimakatso (they/them) wurde mit uneindeutigen Genitalien geboren, woraufhin them das weibliche Geschlecht zugewiesen wurde.

Im Kindesalter wurde they vielfach operiert, aber die Aufzeichnungen darüber sind nicht mehr auffindbar. Der Film gibt nicht nur Einblicke in die Kämpfe der Protagonist*innen, sondern auch in die südafrikanische Gesellschaft: in die tiefe Kluft zwischen Armen und Reichen, in streng heteronormative evangelikale Kirchgemeinden, in die Rituale von Schaman*innen, in Familien mit eher konservativen Rollenvorstellungen und nicht zuletzt in die harte Realität von Schönheitswettbewerben.

Who I Am Not ist das Regiedebüt der rumänischen Schauspielerin Tünde Skovrán und hat in diesem Jahr den mit 5.000 Euro dotierten QueerScope-Debütfilmpreis gewonnen. Der Film verbindet klassische Elemente eines Dokumentarfilms mit traumartigen, symbolhaften Sequenzen und bringt dem Publikum so eine Personengruppe nahe, die sonst selbst innerhalb der lgbtqia+ Community oft unsichtbar bleibt.

England, 1988. In Großbritannien gilt die von der Thatcher-Regierung verabschiedete Clause 28: gesetzlich verfügt darf in Schulen und Kommunalbehörden nur negativ über Homosexualität gesprochen werden.
Jean ist Sportlehrerin an einer Schule – und lesbisch. In der Schule lügt sie regelmäßig über ihr Privatleben, ihre Kolleg*innen sollen nicht erfahren, dass sie eine Freundin hat und regelmäßig in queere Bars geht.
Eines Abends trifft sie dort ihre Schülerin Lois. Jean weiß, dass sie ihren Job verlieren könnte, wenn ihre Homosexualität öffentlich würde. Die Situation wird noch prekärer, als Lois an der Schule beschuldigt wird, eine Mitschülerin gegen deren Willen geküsst zu haben. Der Film erzählt persönliche Geschichten vor dem Hintergrund der queerfeindlichen Stimmung im Großbritannien der späten Achtzigerjahre und stellt moralische Fragen, auf die es keine einfachen Antworten gibt.

Koko Da Doll, Liyah Mitchell, Daniella Carter und Dominique Silver sind trans, schwarz und Sexarbeiterinnen. In Kokomo City reden sie offen über Sexarbeit und ihre Körper, reflektieren aber auch über ihre Herkunft, ihre Position in der Gesellschaft und über die Gefahr, in der sie sich als trans Sexarbeiterinnen permanent befinden. Regisseurin D. Smith, selbst trans, bewegt sich sehr dicht an ihren Protagonistinnen und setzt sie in glamourösem Schwarz-Weiß in Szene.

Kokomo City hat diverse Publikumspreise gewonnen, unter anderem den Panorama-Publikumspreis der Berlinale und den NEXT Audience Award beim Sundance Festival.